2017
Vorträge Studienwoche 2017
Hier finden eine Übersicht und Informationen zur Studienwoche 2018
Zu Fuß durch ein nervöses Land
Warum Demokratie analog sein muss
Jürgen Wiebicke ist einen Monat zu Fuß durch NRW gelaufen. Immer auf der Suche nach Menschen, die etwas darüber erzählen können, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt funktioniert und was ihn bedroht. Er wollte von Millionären und Flaschensammlern, Bauern, Binnenschiffern und Psychiatrie-Patienten wissen, wie sie unsere Gesellschaft wahrnehmen und hatte hinterher das Gefühl, in einem nervösen Land unterwegs gewesen zu sein. Eine seiner Schlussfolgerungen: Wir benötigen analoge Orte der Demokratie. Die Antwort auf die Parteienkrise ist nicht das Netz. In seinem kürzlich erschienenen Buch „10 Regeln für Demokratie-Retter“ hat er beschrieben, wie im Lokalen Demokratie von unten neu belebt werden kann.
Jürgen Wiebicke
studierte in Köln Philosophie und Germanistik. Im Anschluss daran volontierte er beim Sender Freies Berlin und war dort Redaktionsleiter. Seit 1997 arbeitet er als freier Journalist, vor allem für den Hörfunk. Bei WDR 5 moderiert er jeden Freitagabend »Das philosophische Radio«, die einzige interaktive Philosophie-Sendung im deutschsprachigen Hörfunk. 2012 gewann er den Medienethik-Preis META der Hochschule für Medien Stuttgart. Er gehört zu den Programm-Machern des internationalen Philosophie-Festivals »phil.Cologne«. 2013 erschien bei Kiepenheuer & Witsch sein Buch »Dürfen wir so bleiben, wie wir sind? Gegen die Perfektionierung des Menschen – eine philosophische Intervention«.
http://www.kiwi-verlag.de/buch/zehn-regeln-fuer-demokratie-retter/978-3-462-05071-4/
http://www.kiwi-verlag.de/buch/zu-fuss-durch-ein-nervoeses-land/978-3-462-04950-3/
Gutes Tun mit künstlicher Intelligenz
Was ist eigentlich Künstliche Intelligenz, wie verhält sie sich zur „natürlichen Intelligenz“ was kann sie und was nicht. Wie kann KI der Zivilgesellschaft helfen, Probleme zu lösen? Wollen wir, dass Roboter unsere Alten pflegen, dass KI entscheidet, wo welcher Spielplatz gebaut wird? Eine Einführung mit vielen Beispielen.
Dennis Buchmann
Diplom-Biologe, Master of Public Policy und Absolvent der Deutschen Journalistenschule. Er hat das Magazin „Humanglobaler Zufall“ erfunden und als Chefredakteur geleitet. Seit Anbeginn des betterplace lab, der Forschungsabteilung von Deutschlands größter Spendenplattform betterplace.org, arbeitet er dort redaktionell und konzeptionell. Seit 2011 gibt er außerdem mit „MeinekleineFarm.org“ Fleisch ein Gesicht, und das Buchexperiment „Adopt a Day“ hat er 2015 realisiert.
Spitzelberichte, Rosa Listen und die Volkszählung – Historische Beispiele zu Datensammlungen und deren Folgen
Datensammlungen sind nicht erst seit der Digitalisierung ein heikles Thema. Detlef Endeward und Ekkehard Brüggemann geben einen kurzen Einblick in Beispiele aus dem historischen Zeitgeschehen.
Detlef Endeward
M.A. ist Fachbereichsleiter Medienbildung im Nds. Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) in Hildesheim. Er studierte Geschichte, Politik, Philosophie und Pädagogik an der Universität Hannover und arbeitete anschließend an Schulen und in der außerschulischen Bildung. Seit Anfang der 80er Jahre ist er im Bereich der Medienbildung tätig, zunächst in der Landesmedienstelle Niedersachsen, dann im Nds. Lehrerfortbildungsinstitut.
Von 2000 bis 2003 war er Mitglied der Projektgruppe n-21 im Nds. Kultusministerium. Von 1991 bis 2014 war er Lehrbeauftragte am Historischen Seminar der Universität Hannover. Er ist Vorstandsmitglied der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Kommunikation und Medien (IAKM) und der Gesellschaft für Filmstudien (GFS), Mitglied der Länderkonferenz MedienBildung (LKM), der GMK und Mitglied im Nutzerbeirat des Georg-Eckert-Instituts sowie des wissenschaftlichen Beirats des Filminstituts Hannover. Arbeitsschwerpunkte sind Medienkonzeptentwicklung an Schulen, Unterrichtsentwicklung, Historisch-politisches Lernen mit Medien
Ekkehard Brüggemann
Leiter des Medienzentrums Landkreis Harburg in Norddeutschland, Medienpädagogischer Berater des NLQ und Lehrer mit einer, sich seit den 1980er Jahren im digitalen Untergrund (Demoszene) entwickelnden und noch immer gepflegten Hassliebebeziehung zur Informationstechnik. An Energie gewinnt er z.B. durch Reibung an den heutigen und früheren technischen Herausforderungen diverser Systeme aber auch durch netzpolitische Themen. – http://ekkbi.de
Lügenpresse und Filterblasen – Medien und ihre Glaubwürdigkeit
Redaktionen unter Druck: immer mehr Menschen lesen Berichte auf Bildschirm, Tablet oder Smartphone. Tempo ist angesagt: Kurznachrichten gehen direkt online, die ausführliche Berichterstattung mit Bildergalerien und Videos steht schon am Produktionstag online auf der Homepage. Und die sozialen Medien werden „nebenbei“ bespielt. Als wären die digitalen Herausforderungen nicht Stress genug, müssen sich Redakteure auch noch mit einem wachsenden Misstrauen in der Gesellschaft auseinandersetzen. AfD-Politiker und ihr Umfeld kultivieren Vorwürfe wie „Lügenpresse“ – auch in der Provinz.
Wie kann der Spagat zwischen dem schnelllebigen digitalen Journalismus und dem Anspruch, dabei trotzdem glaubwürdig, kritisch und einordnend zu bleiben, gelingen. Redakteure streben täglich aufs Neue an, die komplexe Wirklichkeit zu recherchieren. Sie dürfen sich dabei nicht mit einfachen Antworten zufrieden geben. Sie müssen Zusammenhänge erklären und vermitteln. Wie gehen Sie damit um, wenn ein Teil ihres Publikums das aber gar nicht hören will? Gibt es Themen, über die es gelingen kann, Menschen aus ihrer Filterblase herauszuholen? Wie transparent müssen Journalisten ihre Vorgehensweise machen, damit das Vertrauen in den Journalismus honoriert wird?
Heike Groll
Leitende Redakteurin in der Chefredaktion der Volksstimme und zuständig für Personalentwicklung in der Redaktion sowie für redaktionelles Projektmanagement. Zuvor war sie nach dem Journalistikstudium an der Universität Dortmund bei der Leipziger Volkszeitung, bei der InitiativeTageszeitung/Drehscheibe in Bonn und dem Fränkischen Tag in Bamberg tätig. Seit 2015 Sprecherin der Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Kulturkampf auf Polnisch
Es wäre übertrieben zu sagen, dass es in Polen keine Pressefreiheit gäbe. Es sind keine Journalisten in Haft wie z.B. in der Türkei. Es gibt keine präventive Zensur. Von den zahlreichen privaten Medien sind viele sehr kritisch gegenüber der Regierung.
Dennoch gibt es in Polen keine unbegrenzte demokratische Pressefreiheit. Mit der Machtübernahme durch die rechtskonservative PIS-Partei wurde die Medienlandschaft gerade in den öffentlich-rechtlichen Medien deutlich verändert.
Anfang vorigen Jahres trat ein neues Mediengesetz in Kraft. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde umstrukturiert und zum Parteisender. Viele Journalisten haben ihren Posten verloren und wurden durch politische Opportunisten ersetzt. Die öffentlichen Medien sind Werkzeug in den Händen der Regierung und der regierenden Partei geworden. Dort wird Propaganda im alten kommunistischen Stil geübt. Eine besondere Rolle spielt der katholische Sender Radio Maryja, der durch die staatlichen Institutionen finanziell unterstützt wird.
Sei ein paar Monaten versucht die polnische Regierung, die Arbeit von Journalisten im Parlament deutlich einzuschränken. Dagegen formiert sich großer Widerstand. Die Regierung war gezwungen, die skandalösen Pläne auzugeben. Aus einer aktuellen Befragung von Millward Brown geht hervor, dass das Vertrauen in alle Massenmedien seit einigen Jahren stetig sinkt. Laut Schätzungen haben 60 Prozent der Polen kein Vertrauen in die Berichterstattung im Rundfunk oder Fernsehen.
Wir haben es heute in Polen mit einem Kulturkampf zu tun.
Piotr Jendroszczyk
wurde 1949 in Chorzów (Oberschlesien) geboren. Er studierte Juristik an der Schlesischen Universität Katowice, und Journalismus an der Warschauer Universität. Ein paar Jahre reiste Jendroszczyk um die Welt, wobei zahlreiche Publikationen über die USA, Australien Indien und den Nahen Osten entstanden. Danach publizierte er in zahlreichen polnischen Zeitungen und Zeitschriften. Er ist der Autor des Buches über Israel unter dem Titel „W cieniu gwiazdy Dawida” [Im Schatten des Davidsterns] erschien 1990. Er war bis 2000 Korrespondent in Russland und dann bis 2011 in Deutschland für die polnische Tageszeitung Rzeczpospolita, für die er bis heute tätig ist.
Die Industrie im digitalen Wandel
Agilität, Innovation und Experimentierfreudigkeit bzw. Risikobereitschaft sind die Markenzeichen von heutigen Start-up Unternehmen. Im Rahmen der digitalen Transformation und Industrie 4.0 sind genau diese Eigenschaften jedoch die Schwachpunkte von etablierten Großunternehmen, hier wird hauptsächlich auf Kapitalstärke, Markennamen und bestehenden Kundenetzwerk gesetzt. Zudem sind diese Unternehmen in der Regel extrem träge im Bereich von Entscheidungen, Innovation und Umsetzung neuer Technologien.
Daten, Datenanalyse und hieraus die Ableitungen von intelligenten Planungs- und Fertigungsprozessen sind die Basis der 4ten industriellen Revolution. Großunternehmen verfügen in der Regel bereits über große Datenmengen, diese sind jedoch durch eine gewachsene, immer wieder ergänzte Systemlandschaft meist nur dezentral verfügbar und nicht intelligent miteinander verbunden. Etablierte Prozesse und Anwendungen müssten zur vollumfänglichen Nutzung dieser Daten teilweise komplett aufgelöst und neu definiert werden, dies würde die laufenden Arbeitsweisen und Arbeitsprozesse jedoch unvorhersehbar stören und eventuell zum Erliegen bringen. Dieses Risiko ist den meisten Unternehmen zu groß, sie bedienen sich deshalb vermehrt alternativer Methoden.
Carsten Stubenrauch
Fachbereichsleiter „Plant Design“ bei der Linde AG – Geschäftsbereich Linde Engineering (Gastechnologie und Petrochemie), operativ und personell verantwortlich für die deutschen Standorte Pullach und Dresden im Bereich Anlagenkonstruktion (Rohrleitungskonstruktion / -material, konstruktiver Stahlbau, Bau, Gebäude inkl. TGA). Globale Verantwortlichkeit für die im IMS hinterlegten Prozesse der genannten Disziplinen. Außerdem mehrjährige Erfahrung und Leitungsverantwortung im konventionellen und kerntechnischen Kraftwerksanlagenbau.
Dipl.-Ing (FH) Maschinenbaustudium mit Vertiefung Energie- und Antriebstechnik, Fachhochschule Gießen-Friedberg. Zusätzliche Ausbildung zum European Welding Engineer (Schweiß-Fachingenieur).
Mensch – Maschine – Kooperation
Der Mensch in der digitalen Logistik
Das Spannungsfeld zwischen demographischem Wandel, Klimawandel und ethischer Verantwortung bildet den Schwerpunkt. Dabei steht der Mensch im Mittelpunkt der Betrachtungen, wie entwickelt er sich in der digitalen Logistik und was bedeutet dieses schon heute? Sind wir nicht schon heute Cyborgs? Und welche Expertensysteme sind notwendig?
Ausblick und Fazit als Diskussionsgrundlage: Ethische Aspekte des Transhumanismus.
Logistik ist hier als Querschnittsfunktion zu sehen quer durch das Unternehmen und durch die Branchen (nach Verständnis der „Dortmunder Logistik“). Dass man Logistik mal als Wissenschaft der Wissenschaften bezeichnete ist gedanklicher Ansatz der 1980er Jahre und war Kern der Wissenschaftstheorie und ist bis heute m.E. heute nur in Ansätzen leistbar als eine Integrations-, Orientierungs- oder Strukturwissenschaft wie Erziehungswissenschaft, Mathematik oder Philosophie. Wir brauchen auch hier eine Diskussion, eine integrierte Technikfolgenabschätzung ex ante wie sie Hans Jonas 1979 forderte. Dies ist der Fraunhofer-Ansatz angewandter Forschung in gesellschaftlicher Verantwortung. Bei Fraunhofer steht der „Mensch im Mittelpunkt“.
Ralf Friedrich Neuhaus,
PR Officer am Fraunhofer IML, Studium Germanistik und Geschichte, Philosophie und Kulturanthropologie, Uni-Bonn, Abschluss: 1. Staatsexamen und Dipl.-Phil (nur temporär Anfang der 1980er Jahre vergeben). Referendarzeit an Kaufmännischer Schule und Gymnasium; bewusst nicht abgeschlossen. Kompaktstudium an der Technischen Akademie Wuppertal, Pilotstudiengang, heute Bachelor of Arts Wirtschaft, darin 6-monatiges Praktikum am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, dort nach Studienabschluss Inhaber der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit.
Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte bdvb seit 2003. Vorstand (PR) der Bezirksgruppe Berg-Mark und Initiator und Mitgründer der Fachgruppe „Umwelt-und Energiepolitik“. Vizepräsident seit Mai 2016. Mitglied des Think tank „Science“ des British Council.
Utopiastadt Wuppertal
»Utopiastadt ist ein kreativer Kluster. Es ist die Initialzündung eines andauernden Kultur- und Gesellschaftskongresses mit Ambitionen und Wirkung.«
In nur fünf Jahren ist Utopiastadt sowohl in diese ehrgeizige Selbstbeschreibung als auch in den alten Bahnhof Mirke hineingewachsen. Mit vernetzender Kreativarbeit ist es gelungen, Akteuren aus allen Gesellschaftsbereichen einen Ort von Dauer zu geben, um ein Arbeiten verschiedener Professionen und Disziplinen, von Laien und Profis, an der Zukunft des urbanen Lebens zu ermöglichen. Und das von Beginn an mit praktisch gelebten Netzwerken: Modular strukturiert, füllen Initiativen rund um die Themen Kunst, Kultur, Wissenschaft, Stadtentwicklung und Arbeit mit Coworking- und Hackerspace, Digitalisierung der Gesellschaft mit Opendata und OpenGovernment im zivilgesellschaftlichen Kontext, offener Werkstatt, Urban Gardening, Bühnenprogramm, Café, Ateliers und Ausstellungsräumen sowie vielen regelmäßigen Veranstaltungen Utopiastadt mit Inhalt. Immer kooperativ, insbesondere durch kurzwegige informelle, interdisziplinäre Netzwerke.
Ralf Gloerfeld
Dipl.-Ing., Studium der Elektrotechnik/Nachrichtentechnik , aktuell arbeitet er bei der Stadtwerken Düsseldorf AG und als freie Consulter im Bereich IT-Netzwerkinfrastruktur/IT-Kommunikation. Einer von drei Vorständen des Utopiastadt e.V. und engagiert in Themen den Opendata, Opengovernment, Freifunk und gesellschaftlicher Teilhabe im Kontext des freien Zugangs zu Technik und Wissen.
Ein Verfechter von Datensparsamkeit und dem gesellschaftlichen Schutz der Privatsphäre.